„In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen, die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Anspruch genommen“, sagt Kathrin Kläschen, Referentin für Wohnungslosenhilfe beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. „Allein die Zahl der Frauen hat sich in den letzten zehn Jahren auf gut 3.000 verdreifacht. Gleichzeitig ist die Wohnungslosenhilfe vielerorts noch hauptsächlich an den Männern ausgerichtet. Frauen fühlen sich oft ausgegrenzt und gefährdet, vor allem in den Notunterkünften aber auch in der Beratung. Hier muss sich dringend etwas ändern! Ansonsten bleibt zunehmend ein Teil der von Wohnungslosigkeit Betroffenen von den Angeboten ausgeschlossen.“
Gerade in kleineren Städten und in den ländlichen Gebieten, sind die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oftmals so klein, dass sie bislang geschlechterspezifische Bedürfnisse nur unzureichend berücksichtigen können. Das bedeutet, dass in den Unterkünften Männer und Frauen räumlich nicht getrennt untergebracht werden und auch dieselben sanitären Anlagen nutzen müssen. Ein Schutz vor Gewalt und sexualisierten Übergriffen kann nur bedingt gewährleistet werden. Auch durch die Ansprache in den Einrichtungen und die Bezeichnung der Angebote fühlen sich viele Personen ausgegrenzt.
Etwas anders sieht die Situation in größeren Städten wie Kiel, Flensburg und Lübeck aus. Dort gibt es bereits getrennte Unterkünfte. Auch die Beratungsangebote sind geschlechterspezifisch aufgestellt. Allerdings sind diese aufgefächerten Angebote teils bedroht, weil sie nicht mehr auskömmlich finanziell ausgestattet sind.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die Diakonie für einheitliche, verbindliche Standards bei der Beratung und Unterbringung von Menschen ein, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind. Bei der Unterkunft gehören zu diesen Standards beispielsweise: Einzelunterbringung, Kochmöglichkeiten, gute Anbindung an öffentliche Einrichtungen, Beratungsstellen und den Nahverkehr, Barrierefreiheit, eine fachliche Betreuung vor Ort und Gewaltschutzkonzepte. Hier sieht die Diakonie auch das Land und die Kommunen in der Pflicht. Darüber hinaus sollte es für die Fachkräfte in den Einrichtungen mehr Fortbildungsangebote zum Thema geschlechtersensible Beratung geben.
Unter dem Dach der Diakonie gibt es in Schleswig-Holstein ein fast flächendeckendes Angebot der Wohnungslosenhilfe. Dazu zählen Beratungsstellen, Tagestreffs und Notunterkünfte. Im Jahr 2022 haben 8.844 Menschen diese Angebote in Anspruch genommen.