Mobilität im ländlichen Raum – neue Perspektiven durch Interreg-Projekt MAMBA

Wie können Mobilität und soziale Teilhabe von Menschen in dünn besiedelten Regionen verbessert werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit gut zwei Jahren das europäische Interreg-Projekt MAMBA unter Federführung der Diakonie Schleswig-Holstein. Daran beteiligt sind 14 europäische Partner aus dem Ostseeraum. Bei einer Regionalkonferenz in Kiel haben heute vier Partner aus Deutschland und Dänemark die Ergebnisse ihrer Projektarbeit präsentiert. Im Mittelpunkt standen flexible Lösungen für den Nahverkehr.

Schon heute sind viele Gemeinden in ländlichen Regionen schwer mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Buslinien wurden aus Kostengründen ausgedünnt, Bahnlinien stillgelegt und Straßen vernachlässigt. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Darunter leiden zunehmend auch die wirtschaftliche Entwicklung, der Arbeitsmarkt sowie Dienstleistungen, wie zum Beispiel die Gesundheitsversorgung, Altenpflege und Paketzustellung. 

„Vor gut zwei Jahren haben wir uns in neun Modellregionen im Ostseeraum gemeinsam mit Akteuren aus der Wirtschaft, den Kommunen und von Transportunternehmen auf den Weg gemacht, um flexible und kosteneffiziente Lösungen für dieses Problem zu entwickeln“, sagt Projektkoordinatorin Doris Scheer von der Diakonie Schleswig-Holstein. „Dabei profitieren wir sehr vom Austausch unter den Projektpartnern, die in ihren Ländern und Regionen auf ganz unterschiedliche Erfahrungen zurückgreifen können. Die Ergebnisse sind vielversprechend und können beispielhaft für andere Regionen sein.“

Bei der Konferenz in Kiel wurden heute folgende Projekte vorgestellt:

  • Der Kreis Plön beteiligt sich an MAMBA mit dem Taxi-Projekt „ALFA“. Dabei werden Lücken im Busverkehr durch verlässliche Anruf-Linien-Fahrten per Taxi ergänzt, und das zum Nahverkehrs-Tarif. Auf dieses Weise können auch Menschen in entlegeneren Regionen und zu Randzeiten am öffentlichen Nahverkehr teilhaben.

  • Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein stellte das Projekt „Sorgenfrei alt werden auf Hooge“ vor. Es geht hierbei um die Entwicklung mobiler, sozialer Beratungsangebote für Hallig- und Inselbewohner, so dass diese nicht immer Beratungsstellen auf dem Festland aufsuchen müssen. Bei der Umsetzung wurde auf Hooge der bestehende Markt-Treff einbezogen. 

  • Aus Dänemark stellte sich das Ride-Sharing-Projekt „NaboGO“ vor. Im Mittelpunkt steht eine Reiseplan-App für die Einwohner der Gemeinde Smidstrup. Sie soll helfen, Angebote des öffentlichen Nahverkehrs mit privaten Mitfahrgelegenheiten zu verknüpfen. Ziel ist die bessere Erreichbarkeit von Städten in der Region, um dort in den Bus oder Zug umsteigen zu können.

  • Der Landkreis Cuxhafen rief in Rahmen von MAMBA das Projekt „Mobine Neuenwald“ ins Leben. Es soll das Car-Sharing auf dem Land fördern. Dazu wurde für die Gemeinde Neuenwald ein elektrisch betriebener Van angeschafft, der von jedermann genutzt werden kann. Die Buchung geschieht über eine Online-Plattform. Es besteht auch das Angebot eines ehrenamtlichen Fahrdienstes.

In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse und Erfahrungen aller MAMBA-Pilotprojekte sowie weitere Beispiele für Mobilitätslösungen auf dem Land zunächst in einer Wissensdatenbank zusammengefasst und dann am 4. und 5.Juni bei einer Konferenz in Berlin vorgestellt. Auf diese Weise sollen auch andere Regionen von den Projektergebnissen profitieren.

Das Projekt MAMBA hat eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren. Es wird von der Europäischen Union mit 3,4 Mio Euro gefördert. Der Name MAMBA steht für „Maximised Mobility and Accessibility of Services in Regions affected by Demographic“.