Tag der Wohnungslosen: Diakonie fordert mehr bezahlbaren Wohnraum und wirkungsvolle Mietpreisbremse

Die Zahl der von Wohnungslosigkeit Bedrohten und Betroffenen in Schleswig-Holstein ist erneut gestiegen. Das ergibt die aktuelle Statistik der diakonischen Beratungsstellen und Notunterkünfte. „Fehlender bezahlbarer Wohnraum und das anhaltend hohe Armutsrisiko verschärfen die Lage immer mehr“, sagt Diakoniechef und Landespastor Heiko Naß anlässlich des Tages der Wohnungslosen am 11. September. „Hier muss gesellschaftlich dringend gegengesteuert werden. Außerdem setzen wir uns dafür ein, die Beratungsangebote der Wohnungslosenhilfe auszubauen und zu stärken.“

Im vergangenen Jahr nahmen in Schleswig-Holstein 7.980 Menschen die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Anspruch. Das waren knapp 500 mehr als im Vorjahr und sogar gut 2.500 mehr als noch 2014. Dabei handelt es sich um Menschen, die entweder akut keinen eigenen Wohnraum haben oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Brennpunkte sind die kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster. Aber auch im ländlichen Raum, zum Bespiel in Husum und Heide, sind die Zahlen kontinuierlich gestiegen. Insgesamt dürfte die Dunkelziffer aber wesentlich höher liegen. Denn die Zahlen der Diakonie bilden zwar einen sehr großen aber nicht den gesamten Bereich der Wohnungslosenhilfe in Schleswig-Holstein ab.

 

Ursache für die Entwicklung ist vor allem der Mangel an bezahlbarem Wohnungen. „Ein Neuanfang für Wohnungslose ist deshalb meist nicht möglich, zumal sie oft überschuldet, arbeitslos oder krank sind“, so Landespastor Heiko Naß. „Für die Betroffenen ist es sehr bedrückend, wenn ihnen keine Perspektive geboten werden kann.“ Die Diakonie kritisiert deshalb, dass auch in Schleswig-Holstein zu wenig Wohnraum für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen vorgehalten wird. „Auch wenn Land und Kommunen in den vergangenen Jahren wieder mehr Sozialwohnungen gebaut haben, reicht das noch lange nicht aus“, betont Heiko Naß. Außerdem sei es dringend geboten, endlich eine wirksame Mietpreisbremse gesetzlich zu verankern.

 

Die Diakonie bietet in Schleswig-Holstein wohnungslosen Menschen fast flächendeckend Beratungen, Tagestreffs und Notunterkünfte an. Sie ist damit der größte Anbieter in der Wohnungslosenhilfe. Ziel der Angebote ist es, die wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen zu stärken und gemeinsam mit ihnen Auswege aus ihrer Situation zu suchen. In Lübeck und Kiel werden zudem von der Diakonie Wohnungen gemietet, die dann an Menschen weitervermietet werden, die schon länger in einer Notunterkunft leben. Allerdings geraten vor allem die Beratungsangebote zunehmend an ihre Grenzen. Obwohl die Zahl der Ratsuchenden ständig gestiegen ist, blieb vielerorts die finanzielle und personelle Ausstattung der Beratungsstellen unverändert. Die Diakonie verhandelt deshalb zurzeit mit der Landesregierung über eine Aufstockung der Landeszuschüsse von derzeit 560.000 Euro auf eine Million Euro.