„Der Konsum von Crack, Cannabis oder Alkohol, Rauchen und Gewinnspiele – die Auslöser von Suchterkrankungen sind vielfältig und zahlreiche Menschen in Schleswig-Holstein davon betroffen“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. „Nicht nur die Suchterkrankten müssen mit den Folgen kämpfen, sondern auch Angehörige, Schulen und Unternehmen. Hier leisten die Suchtberaterinnen und -berater eine wertvolle Arbeit. Sie helfen den Betroffenen, ihre Lebensqualität wieder zu verbessern und mindern die gesellschaftlichen Auswirkungen von Sucht, zum Beispiel in der Arbeitswelt. Außerdem verhindern sie beträchtliche Folgekosten, die durch suchtbedingte chronische Krankheiten oder eskalierendes Handeln der Betroffenen entstehen. An dieser Stelle zu sparen, wäre ein gravierender Fehler!“
Die Suchtberatungsstellen in Schleswig-Holstein werden durch verschiedene Kostenträger finanziert. Den größten Teil übernehmen die Kommunen. Das Land unterstützt die Kommunen über kommunalisierte Landesmittel, die im Rahmenstrukturvertrag Soziale Hilfen festgeschrieben sind. Dieser Vertrag läuft zwar bis 2028 und die Mittel wurden 2022 auch aufgestockt. Nicht berücksichtigt sind allerdings die inflationsbedingten Miet- und Kostensteigerungen für die Träger der Einrichtungen sowie die zurückliegenden Tariferhöhungen. Insofern ist die Finanzierung nicht auskömmlich.
Vor diesem Hintergrund geraten die Suchtberatungsstellen zunehmend wirtschaftlich unter Druck. Hinzu kommt der bereits bestehende Personal- und Fachkräftemangel. Dieser wird noch verstärkt, da wegen der unzureichenden Finanzierung Stellen oft nur befristet vergeben werden und deshalb unattraktiv sind. In der Folge müssen die Einrichtungen schon jetzt Sprech- und Öffnungszeiten sowie Angebote und Dienstleistungen reduzieren oder einstellen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Suchtberatung in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und die Fälle werden immer komplexer.
Die Auswirkungen sind schon heute sichtbar. Menschen, die dringend eine Beratung oder Begleitung benötigen, müssen lange auf Termine warten und laufen Gefahr, dass sich ihre Situation weiter verschlimmert. Davon besonders betroffen sind Kinder aus suchtbelasteten Familien, aber auch alte Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Geflüchtete.
Aus Sicht der Diakonie kann es sich die Gesellschaft nicht leisten, diese Menschen in Stich zu lassen. Deshalb setzt sich der Wohlfahrtsverband dafür für ein, dass die kommunalen Mittel für die Suchtberatung dynamisiert werden. Das bedeutet, bei der Finanzierung sollten Betriebskostensteigerungen und Tariferhöhungen berücksichtigt werden.
In Schleswig-Holstein gibt es 22 diakonische Suchtberatungsstellen.