„Für Menschen mit Behinderung ist es immer wieder eine große Herausforderung, das persönlich richtige Teilhabeangebot zu finden und dann auch noch die Genehmigung dafür zu erhalten“, erläutert die Leiterin des Projektes „Zukunftslotsen“ beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein Christiane Schlüter. „Das gilt zum Beispiel beim Übergang von der Schule in den Beruf, beim Umzug in eine eigene Wohnung oder bei Freizeitangeboten. Hier ist das Unterstützungssystem teils sehr komplex und schwer durchschaubar. Zudem gibt es bei den Stellen, die die Kosten übernehmen, immer wieder beträchtliche Barrieren. Gleichzeitig fehlt es den Betroffenen oft an Selbstbewusstsein, um ihre Anliegen durchzusetzen.“
Genau an dieser Stelle setzen die Zukunftslotsinnen an. Da sie selbst Erfahrungen mit einer Beeinträchtigung haben und sich im Hilfesystem auskennen, können sie sich am besten in die Situation von Hilfesuchenden hineinversetzen und sie barrierearm unterstützen. „Ich kenne die Sorgen und Ängste von Menschen mit Behinderung, spreche ihre Sprache und weiß, welche Schwierigkeiten bei der Beantragung von Leistungen auftreten können“, ist die Projektmitarbeiterin und Peerberaterin Heike Struss überzeugt. „Als Mensch mit Beeinträchtigung höre ich mir die Anliegen der Betroffenen an, gebe ihnen Tipps, bereite mit ihnen Unterlagen vor und begleite sie zu den Gesprächen bei den Ämtern.“
Das notwendige Wissen und Knowhow haben die Zukunftslotsen bei kostenlosen Schulungen des Diakonischen Werkes Schleswig-Holstein erhalten, die im inklusiven Tandem durchgeführt werden. Dort erlernten sie beispielswiese Methoden der Gesprächsführung, Fachwissen zur persönlichen Zukunftsplanung und Kenntnisse zum Gesamtplan-Verfahren. Am Ende erhielten sie ein Zertifikat, dass sie als Peerbegleitende ausweist. Auf dieses Weise ist es der Diakonie in den vergangenen Monaten gelungen, ein Netzwerk von 35 aktiven Zukunftslotsinnen in ganz Schleswig-Holstein zu etablieren und eine Lücke in der Beratungslandschaft zu schließen. Dabei werden die Peerbegleiter von vier Koordinatorinnen in ihrer Arbeit unterstützt.
Die Zukunftslotsinnen sind gut erreichbar, weil sie überwiegend selbst in Teilhabeeinrichtungen, wie Wohngruppen oder Werkstätten für Menschen mit Behinderung, leben und arbeiten. Betroffene können aber auch per Mail (teilhabe@diakonie-sh.de) oder Telefon unter 04331-593 222 Kontakt zum Projektteam und den Zukunftslotsen aufnehmen. Weitere Informationen und Erklärfilme sind auf der Webseite www.zukunftslotsen.sh zu finden.
Neben dem Angebot der niedrigschwelligen Begleitung hat das Projekt auch einen Mehrwert für die Zukunftslotsinnen selbst. Sie erhalten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren und gesellschaftlich wirksam zu werden. „Diese Arbeit ist erfüllend und ich bekomme viel Positives zurück. Vor allem aber ist es schön, wenn ich sehe, dass meine Begleitung bei den Betroffenen wirksame Veränderungen für ein selbstbestimmtes Leben herbeiführt“, hebt Peerberaterin Heike Struss hervor. Sie beteiligt sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen bundesweit als Dozentin für verschiedene Schulungs-Angebote für Menschen mit Behinderung zur Stärkung der Teilhabe.