Internationaler Tag der Pflege: Endlich Zeit zu handeln!

Die Diakonie Schleswig-Holstein fordert endlich spürbar bessere Rahmenbedingungen für die Pflege. Anlass ist der internationale Tag der Pflege am 12. Mai. Gerade im ländlichen Raum sei die ambulante Versorgung von Pflegebedürftigen zunehmend gefährdet, so der Wohlfahrtsverband. Angesichts des zunehmenden Personalmangels müsse der Pflegeberuf attraktiver werden und mehr Wertschätzung erfahren. Darüber hinaus setzt sich die Diakonie Schleswig-Holstein für die Einführung von Kümmererinnen vor Ort ein, die sich am Modell der einstigen Gemeindeschwestern orientieren.

Die Situation der ambulanten Pflege auf dem Lande ist in Schleswig-Holstein vielerorts angespannt. Es gibt immer mehr hilfe- und pflegebedürftige Menschen, die zu Hause versorgt werden sollen. Zugleich klagen viele ambulante Pflegedienste über einen massiven Mangel an Personal. Teilweise können keine neuen Kunden mehr angenommen werden. Angesichts langer Anfahrtswege ist gerade in dünn besiedelten Regionen Pflege im häuslichen Umfeld nur noch bedingt möglich.

„Bei den diakonischen Pflegediensten leisten die Mitarbeitenden Großartiges“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. „Uns läuft aber die Zeit davon. Der Pflegeberuf ist sinnstiftend, abwechslungsreich und hat Zukunft. Doch die aktuellen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass sich immer weniger Menschen für die Arbeit in der Pflege entscheiden oder ihr gar den Rücken kehren und nach beruflichen Alternativen suchen. Die Politik ist gefragt, sie muss ihren Worten einer grundlegenden Pflegereform Taten folgen lassen."

Aus Sicht der Diakonie ist es dringend nötig, wieder mehr Pflegende in den Beruf zurückzuholen und noch mehr Auszubildende für den Pflegeberuf zu gewinnen. Das gehe nur, wenn Pflegekräfte eine nennenswerte Anerkennung ihrer Leistung erhalten. Eine bessere Personalausstattung und eine faire Bezahlung gehörten genauso dazu, wie verlässliche freie Zeiten sowie freie Wochenenden. Denn Pflege konkurriere mit zahlreichen Ausbildungsberufen, die besser bezahlt seien und eben genau diese verlässlichen und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben.

Um die Situation auf dem Lande zu entschärfen, befürwortet der Wohlfahrtsverband Vorschläge für die Einführung von Kümmererinnen, ausgestattet mit ähnlichen Kompetenzen wie einst die Gemeindeschwestern. Zum Beispiel sollen sie ältere Menschen beraten, wenn diese eine Haushaltshilfe benötigen oder ihre Wohnung altersgerecht umgestalten müssen. Die Selbständigkeit der älteren Menschen könne aus Sicht der Diakonie so länger aufrechterhalten werden. Zu oft geschehe es, dass Menschen unnötig früh in die Pflege rutschten. Darüber hinaus könnten die Kümmererinnen heilkundliche Tätigkeiten übernehmen und damit die Ärzte auf dem Land entlasten.

Insgesamt setzt sich die Diakonie Schleswig-Holstein für eine grundlegende Pflegereform ein. „Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und auch eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegend reformieren und einen Masterplan entwickeln können. Die klugen Ideen sind da, um eine Verschärfung der Krise abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten“, so Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß.