Innenstaatssekretär Torsten Geerdts sagte: „Die Jamaika-Koalition setzt vorrangig auf die freiwillige Ausreise abgelehnter Asylbewerber. Sie ist für den Ausreisepflichtigen das mildere Mittel, geht schneller und ist auch kostengünstiger für den Steuerzahler. Deswegen begrüße ich die Einrichtung von regionalen Beratungsstellen. Hierdurch wird flächendeckend eine konkrete Einzelfallberatung ermöglicht.“ Das Land habe ein großes Interesse daran, die Zusammenarbeit mit der Diakonie in diesem Bereich in Zukunft fortzusetzen.
Landespastor Heiko Naß begrüßte die Freigabe der Mittel für die neuen Beratungsstellen: „Es besteht jetzt die Chance, dass wir in Schleswig-Holstein eine Kultur der freiwilligen Rückkehr etablieren. Damit können wir möglichst viele Abschiebungen oder die Unterbringung in der vom Land geplanten Abschiebehafteinrichtung in Glückstadt verhindern. Die unabhängige freiwillige Rückkehrberatung hat das Ziel, den ausreisepflichtigen und -willigen Menschen eine faire Perspektive in ihren Heimatländern zu bieten. Die Arbeit unserer bereits bestehenden mobilen Beratungsstelle zeigt, dass dieser Weg sehr erfolgversprechend und wirksam ist.“
In den kommenden Monaten werden in Kiel und den Kreisen Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde, Segeberg, Nordfriesland und Herzogtum-Lauenburg die unabhängigen freiwilligen Rückkehrberatungsstellen aufgebaut. Sie sollen eng mit den bestehen Migrationsberatungsstellen und den zuständigen Behörden des Landes zusammenarbeiten.
In der Beratung werden alle Ratsuchenden über die Möglichkeiten der freiwilligen Rückkehr im Rahmen des jeweiligen aufenthaltsrechtlichen Verfahrensstandes informiert und es wird mit jedem Einzelnen an der eigenen Lebensperspektive gearbeitet. Es gibt Informationen zur Wohn- und Arbeitssituation, zur medizinischen Versorgung in den Herkunftsländern sowie zu Förderprogrammen. Außerdem stellen die Beratungsstellen beim ZIRF–Counselling Anfragen zur aktuellen politischen Lage in den entsprechenden Ländern, um den Betroffenen gesicherte Informationen an die Hand geben zu können. Auch bei der Passbeschaffung werden die Rückkehrer unterstützt. Die Einrichtungen verstehen sich dabei auch als Brückenbauer zu den zuständigen Behörden und Botschaften.
Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein begleitet den Aufbau der Beratungsstellen. Dazu gehört vor allem die fachliche Unterstützung sowie die Organisation der Aus- und Fortbildung. In den beteiligten Regionen werden zusätzlich Runde Tische eingerichtet, um die Zusammenarbeit aller haupt- und ehrenamtlichen Akteure im Bereich der freiwilligen Rückkehr zu fördern.
Eine Grundlage für die unabhängige freiwillige Rückkehrberatung ist das Rückkehrberatungs- und Managementkonzept, das Diakonie und Landesamt für Ausländerangelegenheiten in einem von der EU geförderten AMIF-Projekt erstellt haben. Dieses folgt klaren Prinzipien. Demnach sollen rückkehrpflichtige und –willige Migranten ergebnisoffen und individuell beraten werden. Ihre Rückkehr soll in Würde und geschützt erfolgen. Darüber hinaus ist eine organisatorische und finanzielle Unterstützung der Ausreise vorgesehen sowie nachhaltige Hilfen für eine Reintegration in den Herkunftsländern.
Das Diakonische Werk hat in den vergangenen Monaten eine erste mobile unabhängige Rückkehrberatungsstelle aufgebaut. Bis jetzt wurden 370 Zugewanderte aus 24 Herkunftsländern beraten.