Die Vorstellung des Berichts war der Abschluss des Diakonie-Projektes „Zukunft der Altenhilfe in Schleswig-Holstein 2030-2045“, kurz ZASH2045. Die wissenschaftliche Begleitung und die Veröffentlichung der finalen Studie übernahm das ISÖ - Institut für Sozialökologie im Auftrag der Diakonie. „Alte und pflegebedürftige Menschen sollen dort leben können, wo sie es wünschen“, so Heiko Naß. „Mit der Studie zeigen wir Positivbilder auf, wie ein gutes Leben im Alter auf dem Land auch zukünftig gestaltbar und möglich ist“.
Sozialminister Dr. Heiner Garg betont: „Neben der praktischen Arbeit an aktuellen Herausforderung wie beispielsweise der Umsetzung der Pflegeberufereform oder der finanziellen Stärkung der Pflegeausbildung, kann auch der Blick über den Tellerrand zur Gestaltung der Zukunft der Altenhilfe beitragen. Das Projekt der Diakonie befördert diesen Dialog gemeinsam mit den Akteuren vor Ort. Wir unterstützen als Land diesen Dialog beispielsweise durch Förderung von KIWA, die Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter für ganz Schleswig-Holstein. Mein Dank gilt allen Beteiligten für das Engagement!“
Gibt es individuelle und biographische Perspektiven für die eigene Lebensgestaltung im ländlichen Raum? Das war die Anfrage, die das Diakonische Werk an die Fotokünstlerin Valérie Wagner stellte. Daraufhin konnte sie in den beiden Modellregionen der Studie, in den Kreisen Bad Segeberg und Nordfriesland, zehn Menschen zur Teilnahme gewinnen.
Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Michael Opielka vom ISÖ - Institut für Sozialökologie, stellt als Ergebnis vier Pfade als mögliche Gestaltungsoptionen vor:
Pfad 1: Grundsicherheit durch Begegnung und Grundeinkommen. Dafür werden neue Formen der Begegnung geschaffen, soziale Orte im Quartier, die das Wir-Gefühl über Generationen hinweg stärken. Auf politischer Ebene wird das Konzept eines „Grundeinkommens“ vorangetrieben.
Pfad 2: Entsäulung und Koproduktion in der Pflege. Dies bedeutet transparente Entsäulung von Angeboten und Bürokratie und zielt auf einen ausbalancierten Pflegemix im Koproduktionsdreieck aus Familie, Fachkräften und Freiwilligen.
Pfad 3: Technologie soll dienen, nicht herrschen. Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement spielen bei der Technologieförderung und –akzeptanz eine zentrale Rolle.
Pfad 4: Mobilitätssteigerung und das Quartier! Ziel ist durch eine Mobilitätssteigerung das soziale Netzwerk und Teilhabe auf dem Land zu stärken.
„Unsere Zukunftsstudie zeigt, dass die überwiegende Mehrheit eine gemeinschaftsorientierte Zukunft wünscht, aber eine marktorientierte, egoistische Zukunft für wahrscheinlich hält. Sie zeigt aber vor allem, wie die wünschenswerte Zukunft wahrscheinlich werden kann.“, sagt Prof. Dr. Michael Opielka.
Nach Berechnungen des Statistikamtes Nord werden 2030 fast 36 Prozent der Menschen in Schleswig-Holstein 60 Jahre und älter sein. Die Zahl der Hochbetagten steigt bis dahin um 83.500, das ist ein Plus von 53,6 Prozent. Besonders hoch fällt dieser Anstieg in ländlichen Regionen aus. Entsprechend wählte das Projekt die Kreise Segeberg und Nordfriesland als Modellregionen aus.
Landrat Jan Peter Schröder betont: „Der demografische Wandel lässt sich nicht stoppen. Entscheidend ist, dass dieses Problem vor Ort erkannt wird. Kreise stehen politisch in der Verantwortung, gemeinsam mit den kreisangehörigen Kommunen dafür zu sorgen, dass eine Region attraktiv ist und bleibt.“
Landespastor Heiko Naß zieht eine positive Bilanz. „Unser Projekt hat gezeigt, dass die Entwicklung der Altenhilfe steuerbar ist. Es gibt eine positive Lebenseinstellung im Blick auf das eigene Altwerden“, sagt er. Das Interesse der Diakonie zur Weiterverfolgung des Projektes ist groß. Projekte und Akteure sollen weiterhin vor Ort ins Gespräch gebracht werden. Die Diakonie setzt sich für einen ausbalancierten Pflegemix im Zusammenspiel von Fachkräften, Familien und Freiwilligen ein. Voraussetzung hierfür: Alle Seiten müssen sich stärker füreinander öffnen. Gerade im ländlichen Bereich sollten neue Orte der Begegnung geschaffen werden, moderne Technologien gefördert und die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt gestärkt werden.
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Jonas Czok
Pressereferent
Diakonisches Werk Schleswig-Holstein
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