Für Diakonie-Vorstand und Landespastor Heiko Naß sind die neuen Beratungsstellen eine grundlegende Voraussetzung, um eine weitergehende Teilhabe von Menschen mit Behinderung am sozialen und kulturellen Leben zu ermöglichen: „Das breite Spektrum von Teilhabeleistungen ist oft unübersichtlich, die Antragsverfahren sind sehr kompliziert. Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen haben deshalb große Probleme, sich zurechtzufinden. Dazu hat nicht zuletzt auch das neue Bundesteilhabegesetz beigetragen. Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen Ansprechpersonen haben, die Übersicht in ihre Angelegenheiten bringen und sie beraten. Die Beratungsstellen sind gute Lotsen, um zu einem zielgerichteten Antragsverfahren zu kommen.“
In den vergangenen Monaten wurden bundesweit in allen Kreisen und kreisfreien Städten Beratungsstellen für die EUTB geschaffen. Laut Bundesteilhabegesetz haben sie die Aufgabe, Menschen mit Behinderung über die Bandbreite aller Teilhabeleistungen zu informieren. Dazu gehören beispielsweise Assistenzangebote für den Alltag, Reha-Maßnahmen und Hilfsmittel, Teilhabe am Arbeitsleben oder spezielle Wohnangebote. Darüber hinaus sollen die Ratsuchenden dabei unterstützt werden, den richtigen Leistungsträger, z.B. die Eingliederungshilfe und Rentenversicherungen, zu finden.
Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung erfolgt grundsätzlich durch Fachkräfte, wird aber durch so genannte Peer-Berater ergänzt. Das heißt, Betroffene werden von Betroffenen beraten. Diese kennen sich meist aus eigener Erfahrung im Hilfesystem aus und können sich daher sehr gut in die Lebenssituation und Anliegen der Ratsuchenden hineindenken. Damit sollen mögliche Hemmschwellen gesenkt werden.
Mit dem Einsatz und der Ausbildung von Peer-Beratern hat das Diakonische Werk Schleswig-Holstein bereits gute Erfahrungen gesammelt. In den vergangenen drei Jahren wurden im Projekt „Auf Augenhöhe“ Menschen mit Handicap zu Experten in eigener Sache geschult. Auf diese Peerberater und Ausbildungsmodule können die neuen Beratungsstellen nun zurückgreifen.
Ratsuchende sollten per Telefon oder E-Mail einen Termin vereinbaren. Die Gespräche finden in der EUTB-Beratungsstelle in der Mühlenstraße 18-20 statt. Alternativ werden ab 16. April einmal im Monat Beratungen in den Räumen der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit e.V. in Reinbek und ab 6. Mai im Senioren- und Pflegezentrum Reinfeld angeboten. Sind Betroffene so immobil, dass sie weder die Beratungsstelle noch die Außenstellen aufsuchen können, werden auch Hausbesuche angeboten.
Das Diakonische Werk ist in sechs Städten und Kreisen in Schleswig-Holstein für die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung zuständig. Neben Bad Oldesloe wurden in Flensburg und Lübeck sowie in den Kreisen Nordfriesland, Steinburg und Rendsburg-Eckernförde diakonische Beratungsstellen eröffnet. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert diese drei Jahre lang mit insgesamt rund 1,47 Millionen Euro. Das Diakonische Werk steuert 141.000 Euro bei. An den sechs Standorten wurden acht Stellen geschaffen.