Diakonie-Chef mahnt: Der Personalmangel in der Pflege ist ein riesiges Problem mit gesellschaftlicher Sprengkraft

Landespastor und Diakonie-Chef Heiko Naß war heute für eine Frühschicht Praktikant im Seniorenwohn- und Pflegeheim „Haus Berlin“ der Graf Recke Stiftung in Neumünster. Er war begeistert, wie professionell das Team der diakonischen Altenhilfe-Einrichtung mit der zunehmenden Herausforderung der Personalplanung umgeht. „Ich bin beeindruckt, mit wieviel Hingabe und Zuwendung sich die Mitarbeitenden um die zu Pflegenden kümmern“, sagte Naß. „Mit Blick auf die zunehmend schwierige Personalsituation im Pflege-bereich ist das vorbildhaft.“

Heiko Naß unterstützte das Team beim Aufwecken der Bewohnerinnen und Bewohner, der morgendlichen Körperpflege und kleineren Untersuchungen, wie dem Blutdruckmessen. Daneben blieb dem Landespastor auch Zeit für Gespräch mit Bewohnern und Pflegekräften. Im Haus Berlin wohnen zurzeit rund 170 pflegebedürftige Menschen. Zum Angebot gehören die klassische Seniorenpflege, Kurzzeitpflege sowie die neurologische Langzeitpflege und die Pflege von Menschen mit Demenz.

„Ich konnte heute erleben, wieviel Erfüllung die Tätigkeit in einer stationären Altenpflegeeinrichtung bringen kann“, sagt Heiko Naß. „Diese positiven Erfahrungen kann Menschen für den verantwortungsvollen Pflegeberuf motivieren.“ Bereits jetzt ist es für viele stationäre Einrichtungen eine große Herausforderung, die Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen. „Das ist für die Pflegebranche ein Riesenproblem“, so Naß.

Jürgen Büstrin, Geschäftsführer des Hauses Berlin, betont die Bedeutung von guten Arbeitsbedingungen für die Personalgewinnung. „Familienorientierung ist ebenso wichtig wie Führungskräfte mit einer dienenden Einstellung“, sagt er. „Unsere Pflegearbeit bietet spannende und notwendige Entwicklungsmöglichkeiten. Wir setzen uns dafür ein, dass die pflegerische Arbeit wieder an Attraktivität gewinnt.“

Auch der Einsatz ausländischer Fachkräfte ist in diakonischen Einrichtungen ein Thema, um die gute Pflege aufrecht zu erhalten. Das Haus Berlin beschäftigt zum Beispiel fünf Fachkräfte aus Albanien und muss dafür einiges investieren. So werden die zugewanderten Fachkräfte unter anderem bei der Wohnungssuche, dem Spracherwerb sowie der Integration in das Berufsleben und das Team unterstützt.  Jürgen Büstrin sieht darin eine große Chance. „So können wir dem Personalmangel effektiv entgegenwirken und gleichzeitig Zugezogenen eine neue Heimat in unserem Land geben“, sagt der Geschäftsführer.

Die diakonischen Pflegeeinrichtungen verfolgen verschiedene Strategien, die Arbeitsplätze attraktiver zu machen. Neben einem guten Betriebsklima legen viele Pflegekräfte großen Wert auf verlässliche Dienstpläne. Damit können sie Freizeitaktivitäten und die Zeit für ihr Familie besser planen.

Zahlreiche Einrichtungen testen daher so genannte Teamdienstpläne. Darin geben Mitarbeitende auf freiwilliger Basis an, zu welchen Zeiten sie zum Beispiel bei krankheitsbedingten Ausfällen einspringen können. Das entlastet die Pflegedienstleitungen und verhindert, dass immer die gleichen Mitarbeitenden die Löcher im Dienstplan stopfen müssen.

Laut Pflegestatistik des Landes Schleswig-Holstein ist mit einer anhaltenden Zunahme der pflegebedürftigen Menschen zu rechnen. Gleichzeitig besteht schon heute ein Mangel an Pflege- und Betreuungskräften, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Die Bertelsmann-Stiftung geht in ihrer Studie „Themenreport Pflege 2030“ für Schleswig-Holstein davon aus, dass im Jahr 2030 in der stationären Versorgung voraussichtlich 15.400 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen und in der ambulanten Pflege rund 4.000.

Heiko Naß hilft regelmäßig als Praktikant in diakonischen Einrichtungen. Auf diese Weise möchte er sich über die Situation in den Einrichtungen informieren und Kontakt zu den Mitarbeitenden und Hilfsbedürftigen halten.

 

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Jonas Czok
Pressereferent
Diakonisches Werk Schleswig-Holstein
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