Bei einer Podiumsdiskussion tauschten sich Vertreter aus Politik, Kirche und Diakonie darüber aus, welchen Wert Urlaub und gemeinsam gestaltete Freizeit für Familien haben. Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, verwies auf die hohe Bedeutung für den Zusammenhalt und die Entwicklung der Kinder: „Wir vergessen zu häufig, dass unsere Zukunft in den Händen unserer Kinder liegt. Um sie auf das Leben vorzubereiten, bedarf es eines sicheren, stabilen Rahmens. Auch wenn sich die Familienbilder geändert haben mögen, stellen gute Erfahrungen aus der eigenen Familie immer noch die Grundlage für die Erziehung unserer Kinder zu verantwortungsbewussten, starken Menschen dar.“
Schleswig-Holsteins Sozialminister Dr. Heiner Garg betonte, es sei eines der Kernanliegen der Jamaika-Koalition, Schleswig-Holstein noch familienfreundlicher zu gestalten. Das Land selbst habe mit der grundlegenden Reform der Kita-Angebote und ihrer Finanzierung mehr Familienfreundlichkeit zum Leitprojekt der Legislaturperiode gemacht, um faire Startchancen für alle zu garantieren.
„Familie braucht aber auch Freiräume und Auszeiten vom Alltag. Ich fordere seit Langem eine eigenständige Kinder-Grundsicherung, für mich ist klar, dass Teilhabe an Ferienerlebnissen zu den altersentsprechenden Bedarfen gehört!“ Weiter betonte der Minister: „Schleswig-Holstein unterstützt günstige Ferienangebote – etwa über das Jugendherbergswerk – sowie individuelle Maßnahmen mit dem Jugendferienwerk seit vielen Jahren.“
Landespastor Heiko Naß machte auf die schwierige Situation vieler Familien aufmerksam und verwies auf die Bertelsmann-Studie „Kinder.Armut.Familie“. Demnach kann sich rund ein Fünftel aller Familien in Deutschland keinen Urlaub leisten. Davon besonders betroffen sind Eltern und Kinder, die von Armut bedroht sind. Dazu gehören Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende und Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Ihnen fehlen sowohl die finanziellen als auch die zeitlichen Ressourcen, um gemeinsam Freizeit zu gestalten. In Schleswig-Holstein leben 15,4 Prozent aller Kinder in Familien mit Hartz-IV-Bezug, rund 120.000 Kinder im nördlichsten Bundesland gelten als armutsgefährdet.
Vor diesem Hintergrund bieten verschiedene diakonische und kirchliche Einrichtungen in Schleswig-Holstein kostenfreie Ferienreisen oder Freizeiten für bedürftige Familien an. „Hier haben Eltern und Kinder die Möglichkeit, sich jenseits des Alltagsstresses zu entspannen, einmal anders wahrzunehmen und gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen“, sagte die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Bad Segeberg, Ulrike Haeusler. Allerdings seien diese Angebote in starkem Maße auf Spenden angewiesen. Gemeinsam mit Landespastor Heiko Naß forderte sie die Landesregierung auf, solche Projekte stärker finanziell zu unterstützen. Bislang fördert das Land organisierte Familienfreizeiten mit 9,70 Euro pro Person und Tag.