„Arbeit gibt Sinn, sichert die eigene Existenz und ist wesentlich für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. „Dass Menschen mit Behinderungen immer noch in hoher Zahl davon ausgeschlossen sind, ist ein Skandal, den wir nicht mehr so hinnehmen können! Viele Menschen mit Behinderung haben anerkannte Qualifikationen. Gerade angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ist es völlig unverständlich, warum diese Potentiale liegenbleiben. Eigentlich könnten Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand stark davon profitieren. Insofern müssen Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zielgerichteter unterstützt und die Unternehmen, nachhaltig gefördert werden. Die Werkstätten für Menschen mit Behinderung können dazu einen großen Beitrag leisten.“
Die Diakonie fordert von den zur Wahl stehenden demokratischen Parteien die Rahmenbedingungen und Förderungen so zu gestalten, dass mehr Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung besetzt werden können. Dazu gehöre, für die Betroffenen jeweils ein Kompetenzprofil zu erstellen und bestehende Arbeitsplätze entsprechend anzupassen. Dabei müssten u.a. räumliche und sprachliche Barrieren abgebaut und Unternehmen entsprechend beraten werden.
Um die Bereitschaft von Arbeitgebern zu steigern, Menschen mit Behinderungen einzustellen, ist aus Sicht der Diakonie ein bundesweites Beschäftigungsprogramm für Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung notwendig. Der Ausgleichsfonds, der durch die Ausgleichsabgaben von Arbeitgebern kontinuierlich gefüllt werde, könnte als Finanzierungsquelle dienen.
Bei der Vermittlung von Menschen mit Beeinträchtigungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt rechnet der Wohlfahrtsverband den Werkstätten für Menschen mit Behinderung eine tragende Rolle zu. Allein in den diakonischen Werkstätten in Schleswig-Holstein gebe es 8.000 Beschäftigte, von denen zahlreiche gut qualifiziert seien. Von diesem Potential könne der allgemeine Arbeitsmarkt profitieren. Außerdem verfügten die Werkstätten über Kenntnisse, wie Arbeitsplätze barrierefrei gestaltet und Beschäftigte begleitet werden sollten.
Damit die Werkstätten dieser Rolle besser gerecht werden könnten, müssten die Regeln für das sogenannte Budget für Arbeit angepasst werden. Diese Mittel sollen Werkstattbeschäftigte beim Wechsel in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen. Das Budget umfasst einen Lohnkostenzuschuss sowie die Finanzierung von begleitenden Maßnahmen an einem Arbeitsplatz in einem Unternehmen. Begleitet wird das Budget von unterschiedlichen Institutionen, oftmals außerhalb der Werkstätten. Für die Beschäftigten stellt das aus Sicht der Diakonie aber eine zusätzliche Barriere dar. Insofern sollte das Budget für Arbeit flächendeckend auch von Werkstätten begleitet werden können.
Bis zur Bundestagswahl wird die Diakonie Schleswig-Holstein regelmäßig Positionen zu sozialpolitischen Themen veröffentlichen, u.a. zur Situation der Pflege, zum Wohnen und zur Integration von Geflüchteten.
Die Diakonie ist einer der großen Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein mit rund 1.700 Einrichtungen und 48.000 Beschäftigten. Im Zentrum unserer Arbeit stehen Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen in Not, Pflegebedürftige, Kranke, Menschen mit Behinderungen sowie Flüchtlinge und Migranten.