In Schleswig-Holstein gibt es 31 Familienbildungsstätten mit 120 Anlaufstellen. Ihre Angebote richten sich vor allem an Eltern von Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr, aber auch darüber hinaus. In Kursen, Seminaren und Vortragsreihen geht es unter anderem um Erziehungs- und Beziehungsfragen, das familiäre Zusammenleben, gewaltfreie Erziehung, Ernährung, Erste Hilfe, Medienverhalten und Krisenbewältigung. Darüber hinaus bieten die Familienbildungsstätten die entwicklungsbegleitenden Eltern-Kind-Angebote DELFI und PEKiP an. Sie koordinieren Nachbarschaftshilfe und organisieren Elternfreizeiten und Treffpunkte.
Mit ihren Angeboten wollen die Familienbildungsstätten Eltern Sicherheit im Umgang mit ihren Kindern geben und die Bindung zwischen ihnen stärken. „In den ersten Lebensjahren, also vor Krippe, Kita und Schule, werden die Grundlagen für das gesamte Leben gelegt“, sagt Doris Kratz-Hinrichsen, Referentin für Familienbildung und Familienzentren beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. „Viele Eltern sind heute aber auf sich alleine gestellt, auch weil sie oft fernab ihrer Familien leben und nicht auf die Erfahrungswerte von Eltern, Großeltern oder Geschwistern zurückgreifen können. Deshalb ist es nötiger denn je, Ihnen unmittelbar mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“
Die Familienbildungsstätten leisten aber auch einen Beitrag zur Integration von Familien, die aus anderen Ländern stammen. „Bei uns ist jeder willkommen, ganz gleich welcher Herkunft, Religion oder Nationalität“, so die Leiterin der Familienbildungsstätten in Schleswig und Kappeln Antje Schümann. „Mit unserer ‚Bunten Gruppe‘ in Kappeln zum Beispiel erreichen wir auch zahlreiche Kinder mit Migrationshintergrund. Sie treffen hier einheimische Jungen und Mädchen und lernen die deutsche Sprache und Kultur sowie das Miteinander kennen:“
Bislang werden die Familienbildungsstätten überwiegend aus kirchlichen Mitteln, Drittmitteln und Elternbeiträgen finanziert. Das Land unterstützt die Einrichtungen mit 553.000 Euro pro Jahr. Das entspricht rund acht Prozent der Finanzierung. „Aus unserer Sicht ist das zu wenig“, betont Anke Homann vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. „Wir möchten die Landesregierung an ihren Koalitionsvertrag erinnern, in dem sie eine Stärkung der Familienbildung festgeschrieben hat. Das ist aber nur möglich, wenn die Mittel deutlich erhöht werden. Dadurch könnten vor allem die Elternbeiträge gesenkt, Fachpersonal adäquat bezahlt und alle Familien erreicht werden.“ Die Diakonie setzt sich für Landeszuschüsse in Höhe von zwei Millionen Euro pro Jahr ein.
Eine bessere Finanzierung der Familienbildungsstätten würde aus Sicht der Diakonie auch zu beitragen, dass Familien flächendeckend von den Angeboten profitieren könnten. „Jedes Jahr werden in Schleswig-Holstein rund 25.000 Kinder geboren“, sagt Doris Kratz Hinrichsen. „Alle diese Kinder und ihre Eltern sollten grundsätzlich die Möglichkeit haben, Familienbildung in Anspruch zu nehmen.“ Um das erreichen, befürwortet die Diakonie eine enge Kooperation von Familienzentren und Familienbildungsstätten. „Die Angebote für junge Familien sollten in die Angebotspalette der Familienzentren aufgenommen werden“, so Kratz-Hinrichsen weiter. „Damit stärken wir die Idee der flächendeckenden, kostenfreien Bildung vom ersten Lebensjahr an.“