Corona-Krise: Familien müssen entlastet werden!

Familien sind eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft und dürfen deshalb nicht im Stich gelassen werden.

Für Familien ist die Corona-Krise mit großen Herausforderungen verbunden. Homeschooling, Home-Office, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, geschlossene Kitas, fehlendes Schulessen – all das müssen viele Eltern und Kinder gemeinsam bewältigen. Aus Anlass des Internationalen Tages der Familie fordert die Diakonie Schleswig-Holstein, dass die Belange und die Entlastung von Familien stärker in den Blick genommen werden müssen. Die stufenweisen Öffnungen von Kitas sowie Familienzentren und -bildungsstätten seien wichtige Schritte auf diesem Weg.

„Die Familien leisten seit mittlerweile sechs Wochen viel“, sagt Diakonie-Vorstand und Landespastor Heiko Naß. „Tag für Tag bewältigen Eltern im Homeoffice neben der Arbeit die Betreuung ihrer Kinder. Oder sie arbeiten in systemrelevanten Berufen und müssen dies mit den begrenzten Kapazitäten der Notbetreuung ihrer Kinder organisieren. Diese Leistung für den Alltag, die Wirtschaft, die Gesundheitssysteme und damit für uns alle kann nicht genug gewürdigt werden. Gleichzeitig erfahren wir von Mitarbeitenden in unseren Einrichtungen, die Kontakt zu Familien haben, dass viele sich zunehmend den Herausforderungen nicht mehr gewachsen fühlen. Familien sind eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft und dürfen deshalb nicht im Stich gelassen werden. Wir begrüßen daher, dass die Landesregierung das Thema Familien zunehmend wieder in den Blick nimmt.“

Gerade diese Zeit zeigt deutlich, wie relevant die frühkindlichen Bildungs- und Beratungsangebote sind. Diese Bereiche haben eine Schlüsselfunktion bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Pandemiefolgen und müssen weiter qualitativ verstärkt werden. Die Diakonie unterstützt die stufenweise Öffnung der Kitas, weil sie um die dringenden Bedürfnisse der Familien weiß. Die weitere Öffnung ab dem 18. Mai 2020 muss vor Ort allerdings mit Sorgfalt und Augenmaß umgesetzt werden. Dabei gilt es, auch die Belange der Mitarbeitenden in den einzelnen Einrichtungen in den Blick zu nehmen. „Uns ist klar, dass die Öffnung nur mit hohen Hygiene-Auflagen und schrittweise vollzogen werden kann“, so Doris-Kratz Hinrichsen, Referentin für Familienpolitik beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. „Dennoch wären auf diesem Weg mehr Transparenz und klare zeitliche Abläufe sehr wünschenswert. Beides sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass Eltern das Nebeneinander von Beruf und Familie sicher planen können.“

Nachbesserungsbedarf sieht die Diakonie beim digitalen Homeschooling. Hier ergibt sich ein sehr heterogenes Bild, abhängig von der technischen Ausstattung und den digitalen Kenntnissen von Schulen, Lehrern und Familien. Im Ergebnis besteht die Gefahr, dass vor allem Kinder aus ohnehin benachteiligten Familien abgehängt werden und die sozial bedingte Bildungsschere weiter auseinandergeht. „Wir wissen, mit wie viel Einsatz Schulen, Lehrerinnen und Lehrer sich dieser neuen Herausforderung gestellt haben“, so Heiko Naß. „Es zeigt sich aber zunehmend, dass die Digitalisierungsstrategie des Landes vor allem im Bereich der Schulen weiter gestärkt werden muss. Das beinhaltet nicht nur die kurzfristige Bereitstellung von Laptops, sondern neue Lernkonzepte und vor allem eine altersgerechte Medienpädagogik. Hier können wir viel von unseren skandinavischen Nachbarn lernen.“

Erfreulich ist, dass die Familienzentren und –bildungsstätten Anfang Mai ihre Arbeit wiederaufnehmen konnten. Sie sind gerade für Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern wichtige Anlaufstellen. Eltern erhalten hier Rat und Unterstützung unter anderem bei Erziehungsfragen. Innerfamiliären Problemen und Konflikten kann so vorgebeugt werden. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Land die Bedeutung der Familienzentren und –bildungsstätten im Blick hat und diese auch unter den Rettungsschirm gestellt hat“, betont Doris Kratz-Hinrichsen. "Im Vergleich mit den anderen Bundesländern ist Schleswig-Holstein in diesem Bereich ein Leuchtturm.“